Südafrika mit Kindern – unsere Erfahrungen nach acht Wochen Elternzeitreise
Eine zweimonatige Elternzeitreise durch Südafrika mit Baby und Kleinkind – geht das? Na klar geht das! Wir hatten als Familie eine unvergessliche Zeit, von der wir noch heute sprechen und die ich nicht missen möchte. Das Licht, die Farben, die Landschaften, die Tiere, die Menschen – Südafrika macht es einem nicht schwer, es zu mögen. Und das Land lässt sich gerade mit Kindern gut bereisen.
Bei der Wahl unserer Reiseroute haben wir uns allerdings ganz bewusst gegen Malariagebiete entschieden und sind so von und bis Kapstadt die Garden Route entlanggefahren. Allein dieser kleine Teil Südafrikas ist so traumhaft schön und für sich allein schon eine Reise wert.
Kinderfeundliche Unterkünfte in Südafrika
Um die Reise so entspannt wie möglich zu starten, hatte ich bereits alle Unterkünfte entlang der Garden Route von Deutschland aus reserviert. Was mir bei der Recherche immer wieder auffiel: Viele Unterkünfte erlauben keine Kinder. Dies ist aber nicht auf eine kinderfeindliche Grundstimmung zurückzuführen, sondern meist sind die Unterkünfte aus Sicht der Betreiber nicht „kindersicher“ (nicht eingezäunter Pool, viele Treppen etc.).
Natürlich gibt es auch Lodges, die nur für romantische Pärchenaufenthalte ausgelegt sind. Aber da will man mit Kindern ohnehin nicht wirklich übernachten. Wir haben letztendlich tolle, sehr familienfreundliche Unterkünfte gefunden und waren auch mit Baby überall herzlich willkommen.
Die Garden Route mit Baby und Kleinkind
Wir wollten gern länger an den einzelnen Orten bleiben, da wir noch nicht einschätzen konnten, wie die damals 10 Monate alte Frieda auf zahlreiche Quartierswechsel reagieren würde. „Weniger ist mehr“ war unsere Devise.
Unsere Route planten wir daher wie folgt:
Kapstadt – Montagu – Oudtshoorn – Addo – Keurboomstrand – Sedgefield – Franschhoek
Und diese Route war der absolute Volltreffer. Denn die Garden Route könnt Ihr super mit einer Fahrt durch die Kleine Karoo verbinden. Die Tour wird dadurch sehr abwechslungsreich, da Ihr neben der wunderschönen Küste auch die Halbwüste zu sehen bekommt.
Kapstadt
Allein Kapstadt und das Kap sind eine Reise wert. Wir haben eine Woche in dem Vorort Hout Bay gewohnt, von wo wir gut in die City und zu unserer Rundtour um das Kap starten konnten.
Kapstadt kann man übrigens toll mit Kindern erkunden und diese Stadt hat uns sofort in ihren Bann gezogen. Überall gibt es auch mit kleinen Kindern etwas Spannendes zu entdecken. Das Aquarium zum Beispiel ist wirklich sehenswert und ein Besuch hat den netten Nebeneffekt, dass man im südafrikanischen Sommer für einige Stunden der Hitze entkommen kann.
Die quirligen bunten Märkte sind ein starker Kontrast zur herausgeputzten aber trotzdem sehenswerten V&A Waterfront, von wo die Bootstouren durch das Hafenbecken starten. Die Mädchen waren ganz begeistert, als wir auf dem Wasser Delphine und Seehunde beobachten konnten, während ich ganz verzückt die Stadt mit dem grandiosen Tafelberg hinter uns bewunderte.
Der Tafelberg
Oh ja, der Tafelberg. Lange vor unserer Reise war dies einer jener Sehnsuchtsorte, die ich einmal in meinem Leben besuchen wollte. Und der Berg hat mich nicht enttäuscht. Allein sein Anblick ist atemberaubend, genauso wie der Ausblick vom Plateau auf die Stadt, die Küste und das Hinterland!
Wir sind aufgrund der Hitze ganz bequem mit der Seilbahn auf den Tafelberg gefahren. Aber natürlich kann man auch hoch wandern, was sicherlich wunderschön sein kann… aber nicht bei fast 40 Grad und zwei kleinen Kindern. Doch auch oben angekommen kann man sich auf einem sehr schönen Rundweg die Beine vertreten und über die unvergesslichen Ausblicke staunen. Man muss sich übrigens nur ein paar Meter abseits des Hauptweges bewegen und schon hat man die Touristenmassen hinter sich gelassen und kann die Natur und das Panorama ganz für sich allein genießen.
Sundowner in Camps Bay
Zum Sonnenuntergang fuhren wir nach Camps Bay, einem sehr hübschen Vorort von Kapstadt. Wir haben selten so schöne Sonnenuntergänge gesehen wie in Südafrika. Und der in Camps Bay war besonders magisch mit den rot glühenden Tafelberg und zwölf Aposteln im Rücken und dem Blick aufs Meer… Das Licht und die Farben waren wirklich einzigartig.
Die Strände in Kaptstadt sind übrigens wirklich sehr schön, nur ist das Wasser zum Baden viel zu kalt. Einige andere haben sich todesmutig in die Fluten gestürzt, aber die durchschnittliche Wassertemperatur von 13 Grad ist definitiv nix für Frostbeulen wie mich…
Rundtour um das Kap
Es lohnt sich wirklich, sich für eine Rundtour um das Kap ein paar Tage Zeit zu nehmen. Wir haben die Tour kinderfreundlich auf mehrere Tage aufgeteilt. So hatten wir viel mehr Zeit und mussten nicht von einer Sehenswürdigkeit zur anderen hetzen. Neben dem Ausflug zum Kap der Guten Hoffnung ist der Park am Kap an sich wunderschön. Wir haben frei lebende Strauße gesehen, die gemächlich vor unserem Auto über die Straße schritten. Und dann wollte uns ein vorwitziger Pavian eines Mittags das Picknick klauen.
Mit den Tieren ist übrigens nicht zu spaßen, denn sie gehen auch gerne mal zum Angriff über, wenn ihnen etwas nicht passt. Wir staunten nicht schlecht, als der freche Kerl blitzschnell das Brot unserer südafrikanischen Nachbarn direkt vom Grill klaute, während wir unsere restlichen Brote sicherheitshalber im Auto aßen.
Grillen ist übrigens ein fester Bestandteil des südafrikanischen Alltags. Überall stehen öffentliche Grills, wo man sein Picknick als „Braai“ veranstalten kann. In Südafrika wird dabei über Holz gegrillt, nicht wie bei uns auf Holzkohle.
Muizenberg und Boulder’s Beach
Neben dem Park um das Kap der Guten Hoffnung gibt es noch viele andere schöne Stopps in der Gegend. Die bunten Strandhütten am Muizenberg Beach sind ein schönes Fotomotiv. Und die Mädchen waren ganz entzückt von der Pinguinkolonie am Boulder’s Beach, die man aus nächster Nähe beobachten kann. Der Strand eignet sich übrigens auch toll für Kinder zum Planschen und Schwimmen, da es in der Bucht keine Brandung gibt. Hier ist das Wasser auch bereits ein paar Grad wärmer als in Kapstadt.
Auf dem Bauernhof in Montagu
Von Kapstadt fuhren wir durch die Berge nach Montagu, einer ländlichen Idylle weit weg vom Trubel der Großstadt. Wir übernachteten auf einem Bauernhof bei der raubeinigen, aber sehr liebenswerten Jeanne – und trotz der Hitze wären wir definitv gern länger geblieben. Bei über 40 Grad im Schatten machten wir eigentlich nicht viel außer im Schatten der großen Bäume zu schaukeln, die Bauernhoftiere zu beobachten oder im Pool zu planschen. Aber die Atmosphäre war so entspannt, dass wir vollkommen glücklich waren mit diesem süßen Nichtstun.
Besonders magisch waren hier die Abendstunden: Erst tauchte die Sonne alles in ein tiefes Rot und wir lauschten den unverwechselbaren Rufen der Perlhühner, bevor wir aufgrund der geringen Lichtverschmutzung den spektakulären Sternenhimmel beobachten konnten… Ach ja, wir wären gern länger geblieben in Montagu.
Besuch bei den Straußen in Oudtshoorn
Aber das Städtchen war nur unser Zwischenstopp auf unserem Weg nach Oudtshoorn. Die Fahrt auf der Route 62 durch die Kleine Karoo bietet an sich keine riesigen Attraktionen, aber die Fahrt durch die Halbwüste hat etwas Meditatives und bietet einen so herrlichen Kontrast zu den Farben der Küste.
Um Oudtshoorn herum, der sogenannten Stadt der Straußenbarone, könnt Ihr neben den zahlreichen Straußenfarmen eine der größten Tropfsteinhöhlen der Welt besichtigen. Die Kammern der Cango Caves sind wirklich riesig und sehr beeindruckend. Und allein die Fahrt dorthin durch die Berge war schön. Das Highlight der Kinder war es allerdings, dass sie der zahmen Straußendame Betsy über ihre weichen Federn streicheln durften.
Addo Elephant Park
Mit dem Besuch des Addo Elephant Park ging für mich ein Traum in Erfüllung. In freier Wildbahn die sanften Riesen beobachten zu dürfen ist wirklich ein einmaliges Erlebnis. In dem Nationalpark kann man in seinem Mietwagen allein auf Safari gehen, was sich gerade mit kleinen Kindern anbietet. Denn die geführten Touren sind sicherlich sehr informativ und die Guides sind stets darüber informiert, wo man welche Tiere am besten auffinden kann. Allerdings müssen die Kinder mehrere Stunden still sitzen bleiben und dürfen nicht aussteigen. Mit unseren Kindern war das zu der Zeit undenkbar.
Und so fuhren wir mit unserem Auto an zwei hintereinanderfolgenden Tagen auf eigene Faust in den Park – und es war phantastisch. Neben Antilopen, Warzenschweinen, Schakalen, Schildkröten, Pillendrehern und diversen Greifvögeln haben wir hunderte Elefanten gesehen – teilweise allein und teilweise in riesigen Verbänden an den Wasserlöchern. Mittlerweile wurden sogar auch wieder Löwen im Park angesiedelt. Büffel soll es auch geben.
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, Elefanten so aus der Nähe beobachten zu können. Nur einmal ist mir das Herz in die Hose gerutscht, als ein riesiger Elefantenbulle ein paar Meter vor unserem Auto über die Straße schritt und einen kurzen Moment vor uns stehenblieb. Da war selbst Milena plötzlich mucksmäuschenstill!
Eine Lodge im afrikanischen Busch
Wir hatten eine Unterkuft außerhalb des Parks in einer Lodge – die mit Abstand luxuriöseste Unterkunft auf unserer Südafrikareise – und eigentlich auch aller anderen Reisen. Abends wurden die Generatoren ausgeschaltet, sodass man nur bei Licht der Kerzen und Solarlaternen in seine bequeme Hütte gehen konnte.
Von der Anhöhe der Lodge reichte der Blick bis weit in den Busch, von wo allabendlich das Abendkonzert der Tiere zu uns heraufschwoll. Und morgens begrüßten uns die Affen, die in dem Baum über unserem Häuschen wohnten, auf unserer Terrasse. Das war definitiv einer der atemberaubendsten Orte, an denen wir bisher übernachtet haben.
Wandern im Tsitsikamma Nationalpark
Anschließend fuhren wir zurück an die Küste und weiter in den Tsitsikamma Nationalpark. Dort kann man auch mit Kindern tolle Wanderungen unternehmen. Insbesondere die leichte Wanderung durch den Küstenregenwald zum Storms River Mouth bietet immer wieder herrliche Ausblicke auf das Meer und die schroffen Klippen und ist auch von kleinen Kindern gut zu bewältigen. Den Aufstieg zum Lookout hinter der Brücke mussten wir aufgrund der Hitze allerdings ausfallen lassen. Dafür verbrachten wir am Fuße der Brücke ein paar schöne Stunden am Wasser und konnten sogar Delphine beobachten, bevor es wieder zurück zum Parkplatz ging.
Neben den frequentierten Wanderwegen gibt es aber auch viele nicht so bekannte Wege, auf denen man die herrliche Natur erleben kann, ohne eine Menschenseele zu treffen. Die Betreiber unserer Unterkunft gaben uns den Tipp, eine Wanderung zu machen, die ihren Startpunkt direkt hinter unserer Hütte hatte – eine idyllische Alternative!
Am Keurboomstrand
In Keurboomstrand hatten wir ein Strandhaus gemietet. Von unserer Dachterrasse aus konnten wir der Brandung zuschauen und die Delphine beobachten, die immer wieder an uns vorbeizogen. Oder aber wir machten den einen oder anderen Braai im Schatten der Bäume. Ansonsten machten wir eigentlich nicht viel außer Planschen, Sandburgen bauen (aufgrund der Brandung und der Strömungen kann man nicht baden) oder am Strand spazierengehen.
Einen Abend konnten wir sogar das Phänomen des Meeresleuchtens beobachten. Wow, so etwas habe ich noch nie vorher gesehen! Das gesamte Meer leuchtete am Starnd hellgrün auf und wir staunten wieder ob der einzigartigen Schönheit unseres Planeten.
Ein Ausflug zum Robberg Reserve bei Plettenberg Bay lohnt sich auch für Wandermuffel und ist ein toller Tagesausflug. Auf der Küstenwanderung geht es an Steilklippen und einer Robbenkolonie vorbei und über eine riesige Düne zu einem völlig menschenleeren Strand.
Knysna
Unser vorletzter Stopp war Sedgefield, ein eher unspektakulärer Ort in der Nähe von Knysna. Auch hier kann man ganz toll durch die Wälder wandern. Aber langsam war bei Milena die Wanderluft raus, da nützten auch die kleinen Päuschen in der Kraxe nichts. Und so bummelten wir durch Knysna, einem sehr netten Küstenstädtchen, spielten am Strand, besuchten die Knysna Heads und machten die Spielplätzeder Stadt unsicher.
Weinprobe in Franschhoek
Den letzten Stopp legten wir in Franschhoek inmitten einer der weltweit besten Weinanbauregionenn ein. Natürlich besuchten wir eines der renommiertesten Weingüter, wo wir unter alten Bäumen picknickten und die köstlichen Weine probierten, während wir auf das umliegende Bergpanorama schauten. Wir fühlten uns etwas dekadent dabei, da dies eigentlich nicht wirklich unsere Art zu reisen ist. Aber dieser eine Nachmittag hat uns trotzdem sehr gut gefallen.
Auch in Franschhoek wohnten wir auf einem Bauernhof, einem alten Winzeranwesen – und zwar in einem alten Pferdestall. Und die Kinder waren glücklich, weil sie die Pferde streicheln (die waren in der Zwischenzeit umgezogen) und die Hängebauchschweine füttern durften. Es war weiterhin so heiß und im Franschhoek Valley wehte kein Lüftchen, sodass wir den Kindern ein kleines Planschbecken zur Abkühlung besorgten und einfach nur das Nichtstun im Schatten genossen.
Die Flüge
Von Franschooek ging es dann direkt zum Flughafen, von wo wir dann über Nacht zurück nach London flogen. Die Flüge waren übrigens völlig entspannt. Beide Kinder sind gleich nach dem Start eingeschlafen und haben die Nacht über geschlafen. Frieda hat dabei sogar glatt die eine Landung verpennt. Da Kapstadt in derselben Zeitzone liegt wie Mitteleuropa, hatten wir auch kein Problem mit einem Jetlag. Unserer Erfahrung nach ist Südafrika also auch mit kleinen Kindern wunderbar zu bereisen.
Elternzeit ist Familienzeit
Als wir im Januar 2013 zu unserer zweiten Elternzeitreise aufbrachen, gehörte Constantin immer noch zu den „Pionieren“ unter den Vätern und wurde von den einen für seinen Mut bewundert und von den anderen für seine Leichtsinnigkeit belächelt. Dabei ist die Elternzeit eine so einzigartige Möglichkeit für die Väter, in einen intensiven Kontakt mit ihren Kindern zu treten. Und die gesamte Familie zehrt noch Jahre später von dieser besonders innigen Familienzeit.
In meinen Augen ist die Elternzeit ein Geschenk – nicht materiell oder monetär: Nein, wir Eltern bekommen Zeit geschenkt! Kostbare Zeit mit unseren Kindern, die im Nachhinein doch so schnell groß geworden sein werden. Glücklicherweise entscheiden sich immer mehr Väter dazu, sich während einer Elternzeit ganz intensiv ihren Kindern zu widmen. Es ist schon lange kein Tabuthema mehr, dass Männer sich trotz angeblich drohendem Karriereknick für die Zeit mit der Familie entscheiden. Ich finde das großartig. Von uns vieren möchte keiner unsere Familienzeit in Südafrika missen. Und einen Karriereknick gab es deswegen im Übrigen auch nicht….